Theater

 


MINETTI mit Manfred Zapatka am Residenztheater München

Oostende – Atlantikküste, Schneetreiben, Silvester, in der Halle eines Hotels, das die besten Zeiten hinter sich gelassen hat. Hier landet Minetti, ein alter «Schauspiel-Künstler», einsam – und zugleich mitten in einer Gesellschaft von «Verrückten». Oder Gleichgesinnten? Feiernde, Maskierte, Betrunkene … von denen man nicht weiß, woher sie kommen und wohin sie gehen – sie alle durchkreuzen die Hotelhalle wie Wesen aus einer anderen Welt … Eine Komödie? Eine Tragödie?

Eine «Dame», Virginier rauchend und trinkend, erzählt von ihrer Methode, mit Silvester (und der Welt?) fertigzuwerden, ein junges «Mädchen» erwartet ihren «Liebhaber» und ist zugleich vielleicht Minettis letzte Hoffnung, noch einmal davonzukommen. Und da sind die Angestellten des Hotels: ein «Portier» und ein «Lohndiener». Sie alle werden zu Minettis Publikum für seinen letzten Auftritt.

Der Schauspielkünstler Minetti erwartet den Schauspieldirektor aus Flensburg. Zur Zweihundertjahrfeier des Theaters wird er noch einmal auftreten, noch einmal Shakespeares «Lear» spielen, mit einer Maske angefertigt für ihn persönlich vom berühmten Maler James Ensor. Die trägt er im großen Koffer mit sich, neben Zeitungsartikeln über sich, seinen Aufstieg und Fall als Schauspieler und Theaterdirektor in Lübeck – der Stadt, die er dann fluchtartig verlassen hat.

Seitdem nie wieder aufgetreten, dreißig Jahre das Leben ver-lebt in Dinkelsbühl … und dennoch nie nachgegeben, nie aufgehört, den Lear zu rezitieren … «Es ist der Wahnsinn, meine Dame …»
«Minetti» – ein Künstlerdrama.

Thomas Bernhard erzählt von Leidenschaft und Wahn, von der Unbedingtheit des Kunstanspruchs, von der Gleichgültigkeit und Ignoranz der Gesellschaft wie der Politik, vom «Aus-der-Welt-Fallen» des Ausnahmekünstlers – und von der Einsamkeit und Gnadenlosigkeit des Alterns.

In den Traumräumen Achim Freyers inszeniert Claus Peymann, Weggefährte Bernhards, der viele seiner Theaterstücke in Salzburg, Bochum, Wien und Berlin uraufgeführt hat und selbst zu einer Bernhard’schen Bühnenfigur geworden ist, zum ersten Mal am Residenztheater in München.

Tickets und Termine hier: https://www.residenztheater.de/stuecke/detail/minetti


DER FLIEGENDE HOLLÄNDER von Richard Wagner am Staatstheater Nürnberg

Mit Richard Wagners präsentiert Anika Rutkofsky ihre erste Regie-Arbeit in Nürnberg. Die Staatsphilharmonie Nürnberg wird unter der Leitung ihres Generalmusikdirektors Roland Böer spielen. Kammersänger Jochen Kupfer, seit 20 Jahren Ensemblemitglied des Staatstheaters Nürnberg, singt den Holländer. Emily Newton verkörpert Senta. In Richard Wagners romantischer Oper verbinden sich Fantasie und Wirklichkeit zu einer Erzählung über Gewinnsucht einerseits und der Sehnsucht nach Erlösung andererseits: Mit Schuld hatte sich einst der holländische Seefahrer beladen, als er Gott lästerte, wofür er zum ewigen Kreuzen auf den Weltmeeren verdammt wurde. Mit Schuld hat sich auch eine Gesellschaft beladen, die sich auf dem Rücken anderer Völker und Länder bereichert hat. Senta gehört zu dieser Gesellschaft und flüchtet sich aus tief empfundener Scham in die Kunst, wo sie ihr Schicksal mit dem des „fliegenden Holländers“ zu verbinden versucht. Regisseurin Anika Rutkofsky zeigt mit Senta eine Frau, die sich nicht in diese Gesellschaft einpassen will und ihren eigenen Weg findet: „In unserer Lesart ist Senta keine passive Märtyrerin, sondern eine radikal unangepasste Figur. Sie widmet sich obsessiv dem Bild des Holländers – an dem sie in unserer Inszenierung unablässig malt. Als Schöpferin hat nur sie die Macht, den Fliegenden Holländer sterben zu lassen – indem sie ihn loslässt.“

Tickets und weitere Informationen hier

Tel.: +49 (0)911 66069 6000


CARMEN an der Volksoper Wien

Bereits 1905 hielt Carmen unter der Musikalischen Leitung von Alexander von Zemlinsky und in der Regie von Rainer Simons Einzug in das Repertoire der Volksoper. Nun widmet sich Lotte de Beer für die Eröffnungspremiere der Saison am 21. September 2024 Georges Bizets Oper und fragt: „Ist Carmen tatsächlich die freie, unabhängige Frau, für die wir sie halten, oder ist sie vielmehr die Gefangene des Mythos von der freien, unabhängigen Frau?“ Unter der Musikalischen Leitung von Musikdirektor Ben Glassberg debütiert Ensemblemitglied Katia Ledoux als Carmen, Nikolai Schukoff kehrt als Don José und Josef Wagner als Escamillo an die Volksoper zurück.

FASZINATION UND TRAGIK – BIZETS CARMEN

Die Bohemienne Carmen, eine der Arbeiterinnen in einer Zigarettenfabrik in Sevilla, hat ein Auge auf den jungen Soldaten Don José geworfen. Bei einem Kampf verletzt sie eine Kollegin mit einem Messer und ausgerechnet Don José soll sie verhaften. Sie überredet ihn dazu, sie gehen zu lassen. Dies führt zu seiner eigenen Festnahme. Carmen nimmt inzwischen den Stierkämpfer Escamillo ins Visier. Als Don José freigelassen wird, trifft er Carmen wieder, gerät mit seinem Vorgesetzten in einen Streit und taucht bei Carmen und einer Schmuggelbande unter. Carmen aber weist ihn zurück – da schwört Don José Rache …

An der Volksoper wurde Carmen in fünf verschiedenen Inszenierungen bisher 727 Mal gezeigt. Nach vier Jahren Pause widmen sich nun Lotte de Beer und Musikdirektor Ben Glassberg dem Werk und stellen der Tragik die Lebensfreude und die Komik hinzu:
„In den ersten beiden Akten wirkt Carmen wie eine Operette: farbenfrohe Lieder mit folkloristischen Zügen, gesprochene Texte, Humor, Ohrwürmer … Aber im dritten Akt kündigt sich die Tragödie an, die sich im vierten Akt entfaltet. Und dann erkennen wir im Nachhinein, dass es sich eigentlich gar nicht anders hätte entwickeln können. Das ist die Kraft dieses Stücks“, so die beiden. Ben Glassberg hat Bizets Oper alleine im Herbst 2023 an verschiedenen Häusern dirigiert (in Rouen, am Théâtre des Champs-Élysées und an der Deutschen Oper Berlin). Ihm ist es bei dieser Oper besonders wichtig, die richtige Balance zwischen Leichtigkeit und Schwere zu finden, „alles muss präzise sein, aber mit einem Klang, der uns überwältigt.“

DER MYTHOS DER FREIEN, UNABHÄNGIGEN FRAU

„In Carmen ist ein Wort sehr wichtig: Freiheit“, sagt Regisseurin Lotte de Beer. „Ist Carmen aber tatsächlich die freie, unabhängige Frau, für die wir sie halten, oder ist sie vielmehr die Gefangene des Mythos von der freien, unabhängigen Frau? Sind es nicht gerade die Männer, die ihr diese Unabhängigkeit andichten, damit sich ihre Eroberung umso mehr lohnt? Diese Fragen beschäftigen mich an dieser Figur.“

Die Rolle der Carmen verkörpert dabei Katia Ledoux, die schon seit ihrer Kindheit von dieser Figur träumte und deswegen auch Opernsängerin wurde: „Alle Themen, die Carmen beschäftigen, sind heute noch relevant, vom Rassismus, den sie durch ihre dunklere Haut und Augen erfährt, bis zur Polizeigewalt. Und das alles mit mitreißender Musik und vielen der allergrößten Hits, die jemals komponiert wurden. Carmen ist eine der meistgespielten Opern aller Zeiten und trotzdem finde ich, dass die Reichtümer, die sie in sich trägt, immer noch unterschätzt werden. Ich LIEBE diese Oper!“, so Katia Ledoux, deren internationale Karriere sie regelmäßig an die Oper Zürich und zuletzt an das ROH Covent Garden (Bersi in Andrea Chénier) führte.
Mit Nikolai Schukoff als Don José steht nach längerer Abwesenheit einer der international gefragtesten Heldentenöre auf der Bühne der Volksoper. Seine Parsifal-Interpretation an der Seite von Placido Domingo brachte dem österreichischen Tenor 2007 an der Bayerischen Staatsoper den Durchbruch. Weitere Meilensteine waren 2013 Siegmund (Die Walküre) unter der Leitung von Zubin Mehta in Valencia und Don José (Carmen) an der Metropolitan Opera New York. Jüngste Engagements führten ihn u. a. als Florestan (Fidelio) an das Teatro Nacional de São Carlos, als Walter in Mieczysław Weinbergs Die Passagierin an das Teatro Real Madrid und als Parsifal an die Deutsche Oper am Rhein.

Josef Wagner kehrt als Escamillo nach einer langen Pause ins Ensemble der Volksoper zurück. Wichtige Stationen seiner Karriere waren zuletzt die Titelrollen in Eugen Onegin in Helsinki und Fliegender Holländer an der Deutschen Oper Berlin und an der Malmö Opera, Graf (Capriccio) am Teatro Real Madrid, Jochanaan (Salome) an der Staatsoper Stuttgart, Barak (Die Frau ohne Schatten) an der Opéra Lyon und Telramund (Lohengrin) an der Opéra National du Rhin. An der Volksoper war er zuletzt in Hoffmanns Erzählungen und Der fliegende Holländer zu erleben.

Das Bühnenbild stammt von Christof Hetzer und die Kostüme von Jorine van Beek.

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